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Schon lange war diese Reise geplant zu den Mineralien der Seltenen Erden in der weiteren Umgebung des Städtchens Ankazobé (nördlich von der Hauptstadt Antananarivo ). Das Problem: ein kleiner Teil der Strecke per Auto, der allergrösste Teil zu Fuss, mit Übernachtung dann irgendwo im Gelände. Und es brauchte einen Führer und dann klappte es endlich. Ein Bekannter, Monsieur Gabriel, erklärte sich bereit, meinen guten Freund Klaus Knappe und mich zu den Lagerstätten zu führen. Er hatte mir bereits früher gute Kristalle der dort vorkommenden Mineralien wie Monazit, Fergusonit, Ilmenorutil, Euxenit mitgebracht und erklärte sich als guter Kenner der dortigen Pegmatite ( das sich als wahr herausstellte).
Nördlich von Ankazobé verliessen wir dann die Asphaltstrasse und folgten einer noch relativ guten Piste, die zu einem kleinen Naturreservat führt, danach allerdings wurde es schon wesentlich schwieriger auf der baumlosen Hochebene, die geprägt wurde durch
tiefe Erosionsrinnen und hohes Gras. Aber nach einigen Kilometern war es dann doch zuende, nichts
ging mehr, der bequeme Teil war vorüber. Das Auto musste drehen, zurückkehren mit einer Vereinbarung, uns wieder abzuholen.
Am Abend erreichten wir dann eine kleine Siedlung mit vier Häusern, in denen auch der Chef der Umgebung wohnte. Seine Zustimmung war notwendig,
dass wir uns in der dortigen Umgebung bewegen durften. Wir wurden auch ausserordentlich freundlich aufgenommen, sicherlich mit Hilfe von Gabriel, denn
die guten Leute sprachen kein Französisch und wir leider kein Malgache. Wir bekamen ein kleines Zimmer im besten Haus ( dass dem Chef gehörte) und wurden auch von der Familie verköstigt ( Reis, das madegassische Grundnahrungsmittel mit Huhn),
mangels Mobiliar fand das Essen auf dem Fussboden statt, warum auch nicht.
Die nächsten Tage verbrachten wir dann im Gelände. Meine Absicht, in diese Gegend zu wandern, war die Idee gewesen, ein Vorkommen von Seltenen Erden zu prospektieren und auf seine Abbauwürdigkeit zu überprüfen. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass
es zwar viele Vorkommen gab, diese jedoch zu klein und zu verstreut lagen, um einen kommerziellen Abbau zu rechtfertigen. Fast alle diese Pegmatite ( die zu den Beryll-Columbit-Pegmatiten gehören ) waren durch die überall vorhandenen Erosionsrinnen angeschnitten. Dieses Gebiet wurde nicht durch die Seltenen-Erden-Mineralien berühmt, sondern vor allem durch hervorragende Topase, Aquamarine und Heliodore. Auch fand sich in einem der Pegamtite ( Befanamo) exzellente Thortveitikristalle. Uns war klar, die
prächtigen Kristalle von Aquamarin weder finden noch vor Ort erwerben zu können. An gute Kristalle von Monazit oder Strüverit dachten wir schon. Nach langen Fussmärschen erreichten wir nach und nach immer
mehr Aufschlüsse, die jedoch wenig an interessanten Mineralien boten. Wie uns M.Gabriel mitteilte, ist wie immer viel Ausdauer und Arbeit notwendig, um an die seltenen Erze zu gelangen, die nesterartig in Feldspat
auftreten. Wir machten unsere Messungen und versuchten, die Dimensionen des Pegmatites zu erfassen, gute Mineralien, abgesehen von etwas gemeinem Beryll und Feldspat, fanden wir nicht. Die
auf den Fotos abgebildeten Mineralien brachte uns Monsieur Gabriel, der in diesem Gebiet seit langem schürft. Es ist wie meistens in Afrika: vor Ort ist kaum
etwas zu finden ( es sei, mit viel Arbeit und entsprechendem Zeitaufwand). Es ist jedoch für mich als Geologen immer wieder faszinierend, die Lagerstätten persönlich kennenzulernen und vor allem
mit den dort tätigen Menschen in Kontakt zu kommen. Und natürlich ist so eine vieltägige Exkursion zu Fuss
in Madagaskar etwas Anderes, als mit dem Auto von Aufschluss zu Aufschluss zu hetzen. Sicherlich wurde das ursprüngliche Ziel, eine Lagerstätte zur Gewinnung von Seltenen Erden verfehlt, als Gewinn
konnten wir ein kleines Abenteuer verbuchen und auch eine tiefere Einsicht in das Leben der Madegassen fern von der Zivilisation, ohne Elektrizität, ohne Maschinen, ohne Handy. So konnten wir sehen, wie schwere Lasten mit Ochsen durch das schwierige
Gelände bewegt werden. Vor allem ist die überwältigende Gastfreundschaft der einfachen Menschen zu erwähnen, die uns ganz selbstverständlich mit in ihr Leben aufnahmen, ohne gleich Forderungen zu stellen. Wir konnten am Nachmittag und am Abend, wenn wir von unseren Märschen zurückkehrten, zusehen, wie der Reis
geerntet und gedroschen wurde, wie nach Einbruch der Dunkelheit (um kurz nach 18:00) das Leben zur Ruhe kam, denn Licht gab es keines. Auch wenn es von der mineralogischen Ausbeute her gesehen kein Erfolg war, ist es für mich im Nachherein einer meiner schönsten Exkursionen gewesen und vielleicht, lieber Leser, können Sie dies etwas nachempfinden, wenn Sie die Bilder betrachten. Mein tiefer Dank gehört der Familie in dem kleinen Weiler und Herrn Gabriel, der bis heute zu meinen guten Freunden in Madagaskar gehört.